Interview mit BBH-Partnerin Juliane Kaspers über die Abwechslung im Leben einer Rechtsanwältin für das Energierecht
„Dass man es auch mit einem sehr politischen und gesellschaftlich relevanten Thema zu tun hat und eben nicht nur so ganz streng juristisch arbeitet, hat mich letztendlich bei der Stange gehalten“, erklärt uns BBH-Partnerin und Rechtsanwältin Juliane Kaspers. Im Interview gewährt sie einen Einblick in ihre Tätigkeit als Energierechtlerin und macht deutlich, dass das Leben einer Anwältin nicht nur aus Jura besteht.
Sie sind Anfang dieses Jahres Partnerin geworden. Herzlichen Glückwunsch! Haben Sie ordentlich gefeiert?
Na klar! Ich habe mit meinem Team angestoßen und natürlich auch mit meiner Familie. Ich habe mich sehr gefreut und bin großartig als Partnerin bei BBH willkommen geheißen worden.
Welche Ziele haben Sie sich für Ihre berufliche Entwicklung in der Zukunft gesetzt?
Es gibt immer neue Ziele zu erreichen. Ich habe mir da auch schon ein paar ganz persönliche Ziele gesetzt. Für BBH wünsche ich mir aber vor allem, dass es mehr Frauen und Diversität in der Partnerschaft geben wird. Deswegen finde ich es wichtig, dass wir uns diesbezüglich gut vernetzen und besser aufstellen.
Sie sind Rechtanwältin für das Energierecht sowie das Miet- bzw. Wohneigentumsrecht. Was genau machen Sie da eigentlich?
Miet- und Wohneigentumsrecht habe ich nur ein bisschen am Rande gemacht. Ich verstehe mich eigentlich durch und durch als Energierechtlerin. Das ist ein sehr weites Feld – ich bin vor allem mit Fragen der Wärmetransformation und der Wärmeversorgung beschäftigt. Das ist natürlich aktuell ein spannendes Thema. Dinge, die wir uns schon vor Jahren überlegt haben, werden nun immer mehr ins Rollen gebracht.
Meine tägliche Arbeit muss man sich so vorstellen: Mandant:innen kommen zu uns, wenn sie ein bestimmtes Projekt vorhaben: „Wir müssen unser Wärmenetz dekarbonisieren“ oder „Wir haben ein Neubaugebiet, das eine möglichst klimaneutrale Wärme- und Stromversorgung bekommen soll. Wie können wir das umsetzen?“ Dann fängt die Beratung an: Was ist technisch und regulatorisch möglich und was sind mögliche Kostenfaktoren bzw. wo gibt es Einsparpotenziale? Sprich: Es gibt die wirtschaftliche und technische Betrachtung auf der einen und die rechtliche Betrachtung auf der anderen Seite. Deswegen arbeiten wir häufig sehr interdisziplinär. Das bringt das Energierecht so mit sich, macht es aber auch zu einem sehr spannenden Rechtsgebiet.
Im Laufe der Projekte ergeben sich dann viele weitere Fragen. Was gibt es für Erzeugungsanlagen und welche Möglichkeiten gibt es, um Erneuerbare Energien und unvermeidbare Abwärme zu integrieren? Welche Fördermittel kann man dafür in Anspruch nehmen? Dann geht es um die Fragen, wie Leitungen verlegt werden können, wie diese abgesichert werden und wie das Ganze vertraglich umgesetzt werden kann. Und zwar vorher und nachher – also mit dem Projektierer ebenso wie bei der Versorgung der Endkunden.
Das Tollste ist dann zu sehen, wie aus einer Idee Wirklichkeit wird, gerade dann, wenn wir wirklich vom Anfang bis zum Ende dabei sind, was leider nicht immer der Fall ist
Was hat Sie dazu motiviert, sich auf diesen Bereich zu spezialisieren? War das für Sie bereits im Studium absehbar?
Im Studium wusste ich das noch nicht. Da hat man generell kaum etwas mit Energierecht zu tun. Allerdings habe ich schon immer mit dem Öffentlichen Recht und dem Zivilrecht geliebäugelt.
Während des Referendariats habe ich eine Station im Auswärtigen Amt gemacht und da bin ich tatsächlich so ein bisschen durch Zufall im Referat für außenpolitische Fragen der Umweltpolitik gelandet. Das war gerade zu der Zeit, als Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft übernommen hatte. Das heißt umweltrechtliche Themen und der Emissionshandel hatten da bereits eine große Relevanz. Dann bin ich über einen Kollegen aus dem Referendariat, der schon bei BBH arbeitete, auf die Kanzlei aufmerksam geworden.
Und jetzt arbeite ich nach wie vor noch mit Leidenschaft hier! Wie gesagt: Dass man es auch mit einem sehr politischen und gesellschaftlich relevanten Thema zu tun hat und eben nicht nur so ganz streng juristisch arbeitet, hat mich letztendlich bei der Stange gehalten.
Was zeichnet eine gute Rechtsanwältin bzw. einen guten Rechtsanwalt aus?
Was ich wichtig finde – und ich glaube, das trifft auf jeden guten Anwalt zu – ist, dass man ein komplexes Thema runterbrechen und so erklären kann, dass es jemand versteht, der nicht in der Juristerei unterwegs ist. Das ist bei uns besonders wichtig, da wir oft interdisziplinär zusammenarbeiten. Da ist es sehr hilfreich, dass man eine gewisse Empathie hat bzw. die Fähigkeit, den Sachverhalt gut zu erklären und diese sehr komplexen Zusammenhänge – im Energierecht gibt es ja unglaublich viele Normen und Bereiche – auf das für den Mandanten konkret Relevante zu reduzieren.
Genauso wichtig ist es, dass man Lust hat, sich in schwierige Sachverhalte oder neue Zusammenhänge reinzufuchsen. Das ist gerade als Energierechtlerin oft nötig, da wir es ständig mit neuen Gesetzen zu tun haben und die Dynamik sehr hoch ist. In anderen Bereichen, die ich von Kolleg:innen aus anderen Fachgebieten kenne, arbeitet man ganz viel mit Rechtsprechung und Kommentaren. Das ist bei uns tatsächlich eher selten der Fall. Bei den meisten Beratungsfragen gibt es ein neues Gesetz mit einer Begründung und nicht viel mehr. Dann zählt das juristische Handwerkszeug. Also richtig klassische juristische Arbeit eigentlich, wo man sich nicht an einer vorgefertigten Meinung entlanghangeln kann, sondern einfach selbst Argumente finden muss. Das ist nicht immer einfach, auf der anderen Seite ist es aber schön, da man gerade bei BBH durchaus meinungssetzend sein kann, weil wir ja durch unsere hohe Spezialisierung und gute Vernetzung sehr gut aufgestellt sind.
Was war der schönste Moment in Ihrer Karriere als Anwältin?
Den einen Moment gibt es eigentlich nicht. Es gibt immer wieder schöne Momente im Leben als Anwältin – und leider sind meist das die schönsten Momente, die der anwaltlichen Schweigepflicht unterliegen. Aber ich würde sagen, dass es immer wieder diesen einen Moment gibt, wenn man merkt, dass man in einem Projekt vorankommt und wirklich etwas vorangebracht hat und als Juristin nicht nur sagen muss, was alles nicht geht.
Eine gute Zusammenarbeit mit Mandant:innen freut mich auch immer – gerade mit denen, die man schon über viele Jahre begleitet, wo man ein sehr gutes kollegiales Miteinander hat und sich gegenseitig schätzt. Das macht einfach Spaß.
Nicht zu vergessen die Arbeit im Team: Ich habe ein großartiges Team. Man hält einfach zusammen und weiß, dass, wenn mal richtig Stress ist, alle mit anpacken und man hinterher gemeinsam Erfolge feiern kann.
Und warum BBH? Was schätzen Sie an Ihren Kolleg:innen? Was ist anders bei BBH?
Ich schätze bei BBH, dass auf das Miteinander sehr viel Wert gelegt wird. Es gibt unheimlich viele Möglichkeiten, sich besser kennenzulernen, wie unser Teambuildingevent, die Weihnachtsfeiern oder auch speziell in meinem Team unsere jährliche Floßfahrt. Das ist einfach richtig schön, weil wir uns alle gerne treffen. Es macht einen Riesenunterschied, ob man so viel Zeit mit Menschen verbringt, die man kaum kennt, oder ob man sich freut, die Kolleg:innen zu sehen, wenn man morgens in Büro kommt. Das ist mir sehr wichtig und ich glaube, das empfinden die meisten bei BBH so.
Haben Sie einen Ratschlag für junge Berufseinsteiger:innen, die daran interessiert sind, sich im Bereich des Energierechts zu etablieren? Was hätten Sie gerne am Anfang Ihrer Karriere gehört?
Ich hätte mir für mich ein bisschen mehr Gelassenheit gewünscht. Ich habe immer gedacht, ich muss viel mehr machen. Es ist schon wichtig, dass man seinen Job gut macht und einen gewissen Anspruch und Ehrgeiz mitbringt. Aber es hätte mir persönlich gutgetan, manche Dinge einfach ein bisschen gelassener anzugehen. Am Ende zählen andere Dinge und man sollte ein gewisses Grundvertrauen aufbringen.
Zudem muss ich sagen, dass ich gerne mehr Frauen in Führungsposition gehabt hätte. Ich bin ein großer Fan von gemischten Teams, da ich glaube, dass dies für alle wertvoll ist. Ich hätte gerne mehr Vorbilder gehabt, die nachvollziehen können, wie schwierig es sein kann, Beruf und Privatleben mit Kindern gut zusammenzubringen.
In Ihrem Beruf geht es oft intensiv zu: Wie können Sie nach der Arbeit abschalten?
Es ist tatsächlich so, dass man schnell umschaltet, wenn man nach Hause kommt und sofort mit Schularbeiten und den dem üblichen Herausforderungen des Alltags mit Kindern konfrontiert ist. Ich gebe mir allerdings Mühe, mehr darauf zu achten, dass man sich in alldem nicht verliert, sondern auch noch Zeit für mich selbst bleibt. Das klappt leider nicht immer. Außerdem habe ich vor ein paar Jahren angefangen, Klavier zu spielen. Das ist zwar etwas ungewöhnlich für mein Alter, macht mir aber unheimlich viel Spaß und ist auf eine ganz andere Art anstrengend als mein Job im Büro. Das ist auf jeden Fall etwas, wo ich sehr gut abschalten kann. Ansonsten bin sehr viel an der frischen Luft. Wir sitzen so viel im Büro, dass ich mich wahnsinnig freue, wenn ich mit dem Fahrrad fahren oder wandern gehen kann. Das ist eigentlich die beste Entspannung, die ich mir so vorstellen kann.
Vielen Dank für das Gespräch!